1000 Peitschenhiebe, 10 Jahre Haft, Ausreiseverbot und ein hohes Bußgeld - alles für die Meinungsfreiheit

1000 Peitschenhiebe, 10 Jahre Haft, Ausreiseverbot und ein hohes Bußgeld - alles für die Meinungsfreiheit

"Raif Badawi droht die Todesstrafe" 

 

So betitelt der Spiegel seinen etwa 20h alten Artikel über den saudischen Blogger Raif Badawi (31), der seit Januar in einem saudischen Gefängnis sitzt wegen angeblicher Beleidigung des Islams in seinem Internetblog Freie saudische Liberale. 

Neben der Haftstrafe zu zehn Jahren, einem hohen Bußgeld und dem Ausreiseverbot ist mit Abstand das grausamste die verhängten 1000 Peitschenhiebe, welche wöchentlich in der Anzahl von 50 Hieben auf einem öffentlichen Platz in der saudischen Hafenstadt Dschidda vollstreckt werden sollen. Die zweite öffentliche Erniedrigung wird jedoch aus gesundheitlichen Gründen Woche für Woche verschoben

Trotz dieser vermeintlichen "Lockerung" sieht es schlecht aus für Badawi, denn das saudische Strafgericht will ihn erneut, diesmal wegen "Abfall vom Glauben", anklagen. Sollte dieser Prozess in einer Verurteilung münden, droht Badawi die Todesstrafe

Verzweifelt wendet sich seine Frau, die mit den gemeinsamen Kindern seit knapp drei Jahren im kanadischen Asyl lebt, wieder an die Öffentlichkeit, diesmal an unseren Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der Ende der Woche nach Saudi-Arabien fliegen wird. 

Gabriels Antwort auf ihre Hilferufe, er werde auf jeden Fall mit der saudi-arabischen Regierung über Menschenrechte sprechen, klingt in meinen Ohren ganz schön zynisch. 

Oder ist das bloß eine diplomatische Reaktion eines Menschenrechtsaktivisten? Das mögen wir wohl ganz stark hoffen... Und ob es so klug war einen Wirtschaftsminister - SPD hin oder her - um Hilfe zu bitten, zumal es sich bei der Reise nach Saudi-Arabien um einen deutsch-saudischen Wirtschaftsgipfel handelt.

Noch zynischer klingt für mich folgender Fakt, nämlich, dass im Januar arabische Staatschefs - darunter auch der saudische - beim Trauermarsch durch Paris aufgrund des Attentats auf Charlie Hebdo, anwesend waren. Ob sie überhaupt wussten, dass sie gerade für Meinungs- und Pressefreiheit marschierten oder ist etwas beim Dolmetschen falsch gelaufen? Die ZEIT betitelt diesen Auflauf als "Akt der Heuchlerei".

 

Der Trauermarsch in Paris in Gedenken an die Opfer des Attentats von Charlie Hebdo - ein Akt der Heuchlerei?

Der Trauermarsch in Paris in Gedenken an die Opfer des Attentats von Charlie Hebdo - ein Akt der Heuchlerei?

Wie scheinheilig und enttäuschend diese Nachricht für Badawi und seine Familie gewesen sein muss, lässt wohl nur erahnen.

 

Hoffen wir das Beste für einen mutigen Mann, der sein Grundrecht seiner eigenen Stimme zu Gebrauch machte und dafür zu körperlicher und seelischer Misshandlung verurteilt wurde.

 

 

 

 

 

xoxo

 

 

Lina

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